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22. Oktober 2013 um 07:48

Beweglichkeit: Teil 2

Anatomische Hintergründe für ein Beweglichkeitstraining

Jeder Mensch besitzt unterschiedliche anatomische Voraussetzungen. Die Gelenkigkeit ergibt sich somit aus der Gestalt und der Führung der gelenkbildenden Knochen bzw. der Gelenkflächen. Ein weiterer Einflussfaktor ist die Muskelmasse.

Bei Bodybildern bestehen beispielsweise rein mechanisch bedingt Bewegungseinschränkungen. Der Trugschluss, dass die Entwicklung einer guten Kraft und Beweglichkeit sich ausschließen ist falsch. Das beste Beispiel einer Sportart, die beides vereint ist Turnen. Ein Turner verfügt bei außergewöhnlich gut ausgebildeter Muskulatur und ebenfalls über eine beeindruckende Beweglichkeit. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass die Beweglichkeit nicht leidet, wenn Muskelmasse aufgebaut wird, sofern parallel zum Krafttraining ein Beweglichkeitstraining durchgeführt wird.

Dies ist beim Turnen der Fall. Generell bietet sich in jeder Sportart an, ein Beweglichkeitstraining gekoppelt mit Technik, Koordinations- und Krafttraining durchzuführen. Eine gute inter- und intrazelluläre Koordination wirkt sich positiv auf den Prozess der Technikerlernung und auf die Kraftentwicklung aus.

Muskeltonus und Muskelspindel

Die Beweglichkeit ist außerdem vom Muskeltonus bzw. von der Entspannungsfähigkeit der Muskeln abhängig. Für den Muskeltonus sind vor allem die Muskelspindeln entscheidend. Dies sind Dehnungsrezeptoren, die parallel zu den Muskelfasern verlaufen.

Sie liefern Informationen über die Muskellänge und über das Ausmaß der Dehnung. Sie sind u.a. verantwortlich für das Zu- und Abschalten von Muskelfasern. Über diese Art Mechanismus schützen sie auch die Muskulatur vor Überdehnung und beeinflussen dadurch das Ausmaß der muskulären Dehnfähigkeit. Für die Dehnungsfähigkeit spielt der Muskeltonus deshalb eine Rolle, da ein erhöhter Muskeltonus eine verminderte Muskelentspannungsfähigkeit bedeutet.

Ist der Muskeltonus hoch, so ist also die Dehungsfähigkeit eingeschränkt. Ein logischer Schluss ist, dass neben einem Muskeltraining auch Unterstützungsmaßnahmen gemacht werden müssen, um die Muskeln wieder zu entspannen. Dies kann z.B. in Form von Massagen passieren. Eine weitere Möglichkeit sind Lockerungsübungen.

Beweglichkeit – abhängig vom Alter

Die Beweglichkeit ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Beispielsweise wirken sich Alter, Geschlecht sowie die Struktur der Gelenke auf die Bewegungsamplitude aus. Es ist so, dass die Sehnen und Bänder mit zunehmendem Alter eine Verminderung der Zellzahl zu verzeichnen haben, sie eine Abnahme der elastischen Fasern aufweisen und an Wasser verlieren.

Eine optimale mechanische Leistung kann von den Geweben nur dann erzielt werden, wenn die in ihnen befindlichen Zellen Syntheseleistungen erbringen, um den parallel laufenden Abbau der für das Gewebe typischen Substanzen auszugleichen. Optimale arbeiten kann dieser Prozess nur mit einer gewissen Anzahl Zellen. Je mehr Zellen in diesen Prozess involviert sind, umso leichter ist es den ungewollten Abbau wichtiger Substanzen auszugleichen.

Mit steigendem Alter wird der Wasseranteil in den Geweben geringer. Dies hat zur Folge, dass das Gewebe verfestigt und die Eigenschaften sich insofern verändern, dass der Dehnungswiderstand und die Zugfestigkeit des Gewebes zunehmen. Leider vermindert sich im Gegenzug die Dehnfähigkeit, sodass es auch schneller zu Verletzungen kommen kann. Ein regelmäßiges Training der Beweglichkeit kann diese altersbedingte Verschlechterung zwar nicht aufhalten, aber es verlangsamt sie deutlich.

Beweglichkeit – abhängig von Geschlecht und Erwärmungszustand

Die Dehnfähigkeit und die Elastizität der Muskulatur, der Sehnen und der Bänder sind bei weiblichen Personen etwas höher, als bei Männern. Die Ursache hierfür liegt in den Hormonen begründet. Der höhere Östrogenspiegel führt zu einem erhöhten Anteil an Fettgewebe und zu einem geringeren Muskelmassenanteil. Außerdem haben Frauen generell eine etwas geringere Gewebedichte und dadurch eine erhöhte Dehnungsfähigkeit.

Auch für ein Beweglichkeitstraining ist es sinnvoll sich zu Erwärmen. Denn dadurch wird nicht nur das Herzkreislaufsystem aktiviert und der Sportler kann sich mental auf die kommende Trainingseinheit vorbereiten.

Es wird auch die Temperatur aller Muskeln, Gewebe und Sehnen erhöht. Außerdem ist auch die Außentemperatur ein wichtiger Aspekt. Vor allem an kalten Tagen ist eine Aufwärmung unbedingt von Nöten, wenn man ein Beweglichkeitstraining durchführen will. Auch ein heißes Bad hilft, um sich auf ein Training der Beweglichkeit vorzubereiten.